beim frühstück blicken wir auf eine malerisch mit nebel verhangene streuobstwiese. wunderschön anzusehen während wir drinnen sitzen und ofenwarme brezeln vom bäcker genießen dürfen.
"was mach‘ mer heut‘?
wir suchen den ort, an dem wir die köpfe über den nebel hinaus in die sonne strecken können. wir erwarten hunger. durst. kälte. aber wir gehen vorbereitet los.
auf der fahrt mit dem auto verschluckt der nebel die graue, triste bemalung am straßenrand. trotzig leuchten die übrigen farben hervor. das habe ich vermisst. tag um tag und woche um woche warte ich auf das faszinierende szenario, wenn sich die baumreihen an der landstraße in richtung stadt herbstlich grell einfärben.
vom parkplatz aus sieht es weit aus bis zu unserem ziel - dem schönbergturm. frust kommt auf, denn hier gibt es keinen nebel mehr und die sonne scheint am wolkenlos blauen himmel.
trotzdem gehen wir los. der weg ändert sich ständig und ist länger als wir es uns ausgemalt hatten. die zufahrt liegt schon in der winterruhe. jeder übernimmt mal die führung und gibt das tempo vor. mal übernimmt die träumende, mal der mit der besten orientierung, mal kommt das ganze ins stocken, weil die puste ausgeht. der weg wird breiter.
„warum läufst du im bachbett?“
„weil ich es kann!“
auf unserer suche nach nebel haben wir zunächst die sonne gefunden.
wir finden matsch.
blätter.
pilzdörfer.
die kinder schlürfen durch laubhaufen. sie rütteln an jungen und noch elatischen bäumen und versuchen die blätter in der luft aufzufangen. ganz verstohlen freuen sie sich doch, obwohl sie anfangs enttäuscht waren.
mit den gleichförmigen und automatisierten schritten strömen die worte in meinen kopf. es sprudelt so heftig, dass ich sie gleich festhalten muss, weil ich angst habe ich kann mir so viel auf einmal nicht merken. beim laufen stelle ich mir vor, wie ronja räubertochter im wald des mittelalters herumgestreunert sein mag. wo sonne und mond die tage geregelt hatten. wo es „nur“ ums leben ging. wo der sonnenuntergang das herannahende ende des tages markierte und man nur noch mit kerzenschein eine verlängerung herausschinden konnte. wo die zeit nicht nach minuten und sekunden exakt eingeteilt war. und die dinge so viel zeit gebraucht hatten, wie sie es brauchten. wo die natur den jahreszeitlichen speiseplan vorgab und keine dubai schokolade viral ging. nachrichten verbreiteten sich sehr langsam, krieg und frieden waren nicht so nah, wie sie heutzutage sind - auch wenn sie weit weg auf anderen kontinenten stattfinden. sicherlich war es ein beschwerliches leben. man musste einiges entbehren. aber durch meine romantische träumerbrille gefällt mir das einfache leben von damals.
ich will keine hoffnung haben müssen, suchen müssen, mit worten erfinden müssen. zuckergoscherl@instagram
von unserem sonneturm können wir ihn sehen. nebel. als ob er gewusst hätte, dass wir ihn suchen, können wir hier oben eine beeindruckendes naturschauspiel beobachten. der neben steigt langsam aber sichtbar höher. die hoffnung, unser am morgen gestecktes ziel zu erreichen erwacht wieder. wir warten. und am ende werden wir belohnt.
mit nebel.