Sonntag, 21. Januar 2024

die geschwindigkeit unserer sonntage



ein ganz normaler sonntag.
wir sitzen beim frühstück und die frage kommt auf:
 
"was mach mer heut´?"

wir wechseln von unentschlossen zu gleichgültig und lustlos. verweigern uns den vorgeschlagenen möglichkeiten und versuchen vom eigenen wunsch zu überzeugen und dafür begeisterung zu erzeugen.
ein bisschen wie in einem wahlkampf. 
in diesem kampf verschieben sich zwei von uns, damit wir vier sein können.
vier charaktere und mindestens genau so viele vorstellungen und bedürfnisse. 
am ende gibt jeder ein wenig nach. 
 


man kann die magie des winterlichts nicht im vorbeigehen mitnehmen.


in unterschiedlichem tempo kommen wir voran.
ich passe mich den langen, gleichmäßigen schritten an und wechle ab und an zu den tippelnden, stolpernden, verträumten und zwischendurch auch lustlos gewordenen schritten.
jeder von uns hat seine eigene geschwindigkeit. seine eigenen ziele und gedanken, die ihn vorantreiben oder abbremsen.

einer will in bewegung sein, hat ein ziel und will meter machen, vorankommen. denkt ans unterwegs sein und nicht ans ankommen.

einer will hinschauen und sehen, die gedanken sortieren, ist mit dem kopf bei den dingen, die es aufzuholen gilt und nun warten müssen. genießt aber den schnitt von der alltagslast und ist doch froh, sich auf den weg gemacht zu haben.

 
einer wandelt zwischen dem hier und jetzt und seiner fantasiewelt und auf der suche nach nebenstraßen, in denen das abenteuer ruft. weg vom einförmigen weg und hin zum kribbeln im bauch und adrenalinbooster. dieser eine braucht ein konkretes rollenspiel, eine szene, die sich in die realität einbettet und in spielerischer weise den langweiligen spaziergang aufhübscht.

 
und einer denkt schon ans heimkommen. muss sich ständig ans weitergehen erinnern, lässt sich aber auch begeistern für die kleinen abenteuer am wegesrand und nimmt jedes rollenspiel mit auf, weil es so wunderbar sinn ergibt und weitertreibt.


meine kamera kann nur schnell entschlossen knipsen und fängt nur einen bruchteil der wahren schönheit des motivs ein - ohne die gigantische glizzerdecke mit einzufangen, die das winterlicht entstehen lässt.
 
in einer welt, die süchtig nach geschwindigkeit ist, 
ist langsamkeit eine superkraft. 
carl honoré 
 


gemeinsam tragen wir die geschwindigkeit unserer gemeinsam verbrachten zeit. wir wertschätzen die entdeckungen der anderen und räumen zeit ein zur wahrnehmung und bewunderung. geben unseren senf dazu oder freuen uns still daran. wir warten aufeinander oder vertrauen darauf uns wieder zu finden, wenn unsere gruppe sich ausweitet nach vorne oder hinten zurückbleibt. haben uns im blick. 

 
heute haben wir uns wieder verschoben, aber wir waren zusammen.