die friedhöfe liegen voller menschen,
ohne die die welt nicht leben konnte. das regenorchester hansjörg schertenleib
meine oma war bis zu ihrem tod streng gläubig. sonntags die messe zu besuchen war lange ihre gewohnheit. im höheren alter schaute sie die übertragungen im fernsehen an. ich glaube nicht an gott, dennoch kann ich beim zuhören durchaus aussagen zu mir nehmen und ihre christliche botschaft auf mein weltliches leben herunterbrechen. beim begräbnis meiner oma erzählte der pfarrers, der sie im altersheim regelmäßig besucht hatte, über sie und die abschiedssätze, die sie ihm beharrlich beim abschied mit auf den weg gab.
ich warte auf dich
ich bete für dich
sie blieben bei mir hängen, weil sie gleichzeitig treffend und auch traurig ihr leben am ende beschrieben. der pfarrer hat ihre worte weitergetragen und damit ihre botschaft am leben erhalten.
diese beiden sätze sind bestandteil meiner sammlung von worten. ich setze mir meine "bibel" selbst zusammen. in meinem nicht-christlichen kontext kann ich das "ratgeber zur selbsthilfe" nennen. er bildet meine werte ab und verfeinert sie aus diversen blickrichtungen der zitate. es ist mein gegengewicht zum negativen input in meiner umwelt.
meine
spruchsammlung ist riesig. ich nehme sie zu mir in meine obhut, weil sie
mir in den verschiedensten situationen helfen,
glück-verzweiflung-verzagen-resignation-unverständnis-trauer-wut-sprachlosigkeit
auszudrücken. sie ordnen das geschehene ein und zeigen perspektiven an,
zeigen mir den weg aus der jeweiligen gefühlslage. sie schaffen
verständnis für das handeln anderer. bildlich gesehen sind sie quasi der
untertitel in meinem kopfkino.
sie holen mich aus meinem hamsterkäfig heraus
sie erinnern mich daran etwas langsamer zu machen, tempo rauszunehmen
sie beschreiben zustände und verhaltensweisen
sie verhelfen mir zu neuen perspektiven
bestätigen meine eigenen instinkte
geschichten, worte können mich trösten
machen einen strich unter die sache
ich liebe es bei pinterest durch den feed zu scrollen. dabei kuratiere ich sprüche und zitate. zu den meisten fallen mir sofort die passenden personen oder gelegenheiten ein. oder sie ordnen geschehnisse ein und benennen mein dilemma oder den ausweg daraus.
wenn ich mal wieder auf der suche bin nach einem passenden spruch in diesen archiven, so kann ich die unterschiedlichen krisen und ereignisse, anlässe in meinen gesammelten sprüchen wiedererkennen. sie reihen sich dort aneinander und zeigen freud und leid. ich kann an ihnen sehen, wie sich meine perspektiven geändert haben, wie sich meine sorgen aufgelöst oder gewandelt haben. ich sehe, dass sich nahezu alles wieder einruckelt.
bei jedem spruch springt mir der passende anlass entgegen. ich habe eine oder mehrere personen im sinn, auf den die aussage passt und auch die passende gelegenheit dazu fällt mir gleich dazu ein. übergebe ich dann den spruch, so gehört er dann demjenigen. ich scheue mich, diese botschaft noch jemandem anderen zu vermitteln.
leider kriege ich nicht immer die kurve und "schenke" die tröstenden, ermunternden oder lieben worte nicht weiter. oft ist der zug dann abgefahren und passt nicht mehr in die situation. dann habe ich zu lange gezweifelt, ob mein kommentar nicht zu bewertend oder zu persönlich sein wird. Allerdings denke ich mehr und mehr, dass es uns menschen an empathie, aufmerksamkeit und mitgefühl fehlt und wir mehr anteil nehmen und unterstützung, bestätigung geben können durch klitzekleine gesten und worte.
passagen, die mir in meiner lektüre gefallen schreibe ich in ein kleines büchlein.
sie beschreiben gefühle in für mich erstaunlichen wortbedeutungen. sie skizzieren vorgänge,
ich besitze sie, weil sie mir etwas bedeuten
in der vergangenheitsform leben wir viel länger als im präsens herzdenker david arnold
lesen: da entwickelt unser hirn aus ganz spartanischem input - einem schwarz weiß muster auf papier - komplett bunte filme centaur kundenzeitung
sie verändern sich während sie von mund zu mund gehen ihre bedeutungen werden strapaziert oder beschnitten, damit sie zu dem passen, was gesagt werden muss. ....habe ich es immer geliebt, wie das besondere aneinanderreihen von wörtern einen rhythmus erzeugen, ein bild heraufbeschwören, oder ein gefühl ausdrücken kann pipo williams die sammlerin der verlorenen wörter
ebenso liebe ich es, erinnerungen in worten festzuhalten. geräusche werden zu bildern und bilder zu worten.
weil ich momente beschreibe und versuche, sie mit worten einzukleiden, so verlängere ich sie und gebe ihnen mehr gewicht, denn die meisten momente verfliegen unausreichend ausgekostet ganz still und heimlich. in meine worte gehüllt bekommen sie eine wertschätzung und überdauern den moment.
die wörter waren vom gebrauch abgegriffen, hatten ecken, ein eigenleben. aber sie passten. iris wolf lichtungen
liedtexte verbinden botschaften mit melodien, erzeugen stimmungen und tragen mich durch meinen alltag. es sind worte, die ich laut hören muss. zeilen, die leise meine bedrückenden momente begleiten. gefühle von künstlern formuliert, die mir leichtigkeit schenken.
i can not read what i did not write
i´m just trying to leave something behind sean rowe
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