ab einem bestimmten alter vergeht die zeit gefühlt schneller, weil man viele dinge nicht mehr zum ersten mal macht. routine und flüssiges aneinanderreihen von lapidaren ereignissen schlucken die zeit.
mit den kindern feiern wir von anbeginn die wichtigsten meilensteine. das erste richtige essen, der erste schritt, das erste wort, die letzte windel, erster tag im kindi. wir arbeiten darauf hin oder erfahren zufällig den moment des durchbruchs. bei allem tun muss ich denken: war das nun schon das letzte mal? manches heiß ersehnt (durchschlafen) und manches zufällig und überrascht erlebt. wir unterstützen mit helfenden aufgaben und bleiben am ball mit üben, üben, üben. später kommen weniger großartige errungenschaften dazu, dennoch prägen sie und erweitern den horizont. sie vergrößern den handlungsradius und formen die kinder zu menschen, die sie werden sollen. sie passieren oft nebenbei und werden nicht mehr so sehr gefeiert. sie gehen fast in der geschwindigkeit des alltags unter und ich muss mir diese leisen meilensteine bewußt ausgraben. das erste mal das dörfchen verlassen und mit dem bus in die stadt fahren, das erste mal mit dem fahrrad am straßenverkehr teilnehmen. das erste mal alleine im urlaub zum supermarkt gehen, der erste richtige bh ...
die
ersten und die letzten male sind durchwoben mit der zeit mit den
kindern, auch für mich. das erste mal bei der oma übernachten, einkaufen
ohne kinder, essen gehen mit dem liebsten und die gedanken an die
kinder abstreifen...
das erste mal etwas
neues bedeutet im umkehrschluss, dass es ein letztes mal gegeben hat.
das letzte mal zur dorfschule laufen, das letzte mal hilfe benötigen bei einer aufgabe, das letzte mal abhängig sein von mir...
die ersten und die letzten male durchleben wir alle immer wieder im leben. ich erinnere mich deutlich an meine zeit im aussendienst und die scheinbar unendlich vielen ersten kundenbesuche bis ich alle einmal besucht und kennengelernt hatte. am ende dieser zeit konnte ich alle ein letztes mal besuchen und mich verabschieden, das fühlte sich nicht so zäh wie die ersten male an, denn ich freute mich auf das was vor mir liegen sollte. dazwischen bekam ich das glück, wunderbare kundenaufgaben zu begleiten und die vielfalt meines berufes auszukosten. es hatte sich gelohnt, die ersten male zu überstehen und die vorgänge mit dem eintauchen in meine komfortzone in sichere routinen zu verwandeln.
weine nicht, weil es vorbei ist,
sondern weil es schön war.
die letzten und die ersten male treffen mich nun auch selbst. am eigenen leib erfahre ich nun das ende meiner komfortzone und kann das ungewisse spüren. nachvollziehen warum die kids zögern und oft zaghaft sind. warum ihr selbstvertrauen nicht ausreicht, um voranzukommen.
wer bin ich? wen lasse ich zurück?
was will ich? in welchem dazwischen werde ich mich wohl fühlen?
wo will ich hin? wo liegt das neue erste mal?
bei allem tun muss ich denken: war das schon das letzte mal?
wehmut stellt sich ein und bedrückung. eine bleiweste ist ständiger begleiter und drückt bei jeder bewegung, macht träge und bremst aus. darunter will ich aber noch rödeln und schaffen. will das dazwischen fühlen und noch nicht zulassen, dass die letzen male vor der türe stehen und laut anklopfen.
ich bin wie zwei gummiräder, eins glücklich und eins traurig und sie rollen so schön zusammen. myfeldt@instagram
mit
vollgas zum abschied. der erste kollege verlässt das team. es war
vorauszusehen, dennoch bleib nicht genug zeit die letzten male
auszukosten. meine taktik ist da oft das zusammentragen von alten
bildern. sie sortieren für mich das, was mich verlässt und zeigt mir wie
toll es gemeinsam war. ich beschäftige mich damit und gebe einen
besonderen wert für den menschen und seinen platz in unserer mitte.
von den ersten und letzten malen sind wir umgeben bis ins hohe alter. wir sind gezwungen manche dinge abzugeben und müssen uns unterstützung holen. das kostet überwindung und die fähigkeit einzugestehen, dass es nicht unendlich so gehen kann wie gewohnt. selbstwirksamkeit beginnt kleiner zu werden, aber man darf das auch als chance sehen für sich. es wird anders aber deshalb kann es doch auch leichter, schöner oder besser werden. es bedarf nur einer sinnhaften suche nach der richtigen lösung. dann lässt sich das letzte mal gerne los und kann sich auf das erste mal freuen, weil es erleichterung bringen wird.
"life is only a series of turns"