es kann nur noch besser werden .... waren meine letzten worte im rückblick 2020
2020 war immer noch anstrengend für mich
in etappen wurde man vertröstet auf bessere zeiten, auf bessere umstände. das große "c" schwebt über allem. man wächst hinein, langsam. teilweise freiwillig, oft auch unfreiwillig. die phasen voller optimismus und zuversicht werden gefühlt immer kürzer
und sind immer schneller gefolgt von phasen des überdrusses. wie lange
schon denke ich: nur noch kurz die misere aushalten dann wird es
bessser. zähne zusammenbeißen und zusammenreißen. für die kinder. für
uns alle hier.
es wird immer mehr.
noch eine woche aushalten,
noch zwei wochen muss die kraft reichen.
nur noch ein monat.
der frühling wird besserung bringen,
der sommer bestimmt!
um dann festzustellen, dass dann doch keine entlastung eintritt. ich fühlte mich abgehängt, kam nicht hinterher alles zu verschaffen. egal wie gut ich mir meinen plan zurechtgelegt habe, er wurde oft ganz kurzfristig umgeworfen und ein neuer plan musste her. ich fühlte den zwang etwas aufholen zu müssen, das was ich scheinbar verpasst habe (oder meine kinder in der schule). die kleinen lichtblicke im ausgleichen, weich machen, fallen mir nur
noch selten auf. ich bin dünnhäutig, fahre schnell aus der
haut. ich hasse es nur noch reagiern zu können. was wir morgens
ausgemacht haben kann schon am mittag hinfällig sein. das ständige pläne
schmieden. termine und arbeit unter einen hut kriegen. und bloß nicht
die zeit für hausaufgaben oder langeweile und die phantasiewelt
vernachlässigen. arzttermine wochen oder monate voraus vereinbaren und
den stundenplan mit berücksichtigen. dann feststellen, dass auch der
stundenplan nicht bindend ist. wieder umplanen.
jeder nachteil lässt sich zu einem vorteil umwandeln
meine innere unruhe ist dann begleitet vom drang mich zu sortieren, auszumisten, eine essenz zu finden. es fällt mir schwer, die nötige gelassenheit zu haben. dann falle ich zurück in das verbissene und verkrampfte. dabei - aus der ferne betrachtet - ist mir bei so viel unklarheit so vieles klarer geworden. ich habe mir meine klitzekleine welt schön gestaltet, freue mich an unserem schönen zuhause und den menschen, die uns hier (und dem wenigen darüber hinaus, das corona uns noch zugesteht) geblieben sind. kleine fluchten sind umso wertvoller und wertgeschätzter geworden. das strandkorb-konzert von philipp poisel zum beispiel ließ mich viele wochen unbeschwerter ertragen.
wie weit komme ich im hier und jetzt?
unsere vielen ausflüge in die natur sind mir so wertvoll geworden. sie zwingen mich zum loslassen, zum einfach so sein. ohne erwartungen. schauen, was wir erleben. ohne die gedanken an die wäscheberge, den einkauf, die hausaufgaben der kinder, irgendwelche termine, die wir einhalten müssen. zulassen, dass ich nicht alles im griff haben muss. das lachen kommt ganz ungezwungen aus mir heraus und fühlt sich wieder herrlich leicht an. und ich übertrage das in unseren alltag. leben im jetzt. in dieser situation. ohne an die nächste aufgabe zu denken. im urlaub genieße ich das in den tag hineinleben. ohne weitreichende pläne, die wieder zerstört werden können.
die schönsten weihnachtsgeschenke sind manchmal nicht in papier verpackt, sondern in worte.
worte und menschen sind mir wichtiger geworden. lockere kontakte haben sich als große inspiration herausgestellt und tragen mich über weite strecken durch den bereichernden austausch mit ihnen. auch fremde menschen sind dabei, die ich auf instagram für mich entdeckt habe. oft sind es ihre kleinen aber feinen formulierungen, die meinen nerv treffen und durch die ich mich verstanden fühle. sie schaffen es dinge zu formulieren, die mir noch vage im kopf herumgeistern und peng: da ist genau das gesagt, was ich selbst noch nicht klar ausdrücken kann. dann ist es okay mir einzugestehen, dass ich für einen kurzen augenblick keine kraft mehr habe.
die kanzlerin ist jetzt ein mann
noch nie war ich so aufmerksam, was die politik oder das aktuelle zeitgeschehen anging. mein wortschatz ist innerhalb kurzer zeit zwangsweise angereichert mit wissenschaftlichen und medizinischen begriffen. die kinder sind vollprofis im coronatest-business und können schon fachsimpeln über die verschieden testarten und sogar die hersteller... wir gehen mit abkürzungen aus diesen bereichen mittlerweile ganz selbstverständlich um und es scheint kein tag zu vergehen, an dem man dem begriff "PCR-test", "STIKO" oder "RKI" entrinnen kann. die tagesaktuellen inzidenzzahlen flutschen genau so selbstverständlich über das handydisplay wie die wetterprognose.
leise weht ein blatt vom baum und nichts ist mehr so wie es einmal war
persönliche schicksale hielt das leben für uns bereit. krankheiten beutelten jung und alt und wir fühlten schmerzlich mit. mensch und tier haben uns verlassen und hinterließen eine lücke, aber holten bei mir auch viele wertvolle erinnerungen an gemeinsam verbrachte zeiten hervor. trauer, abschied, schmerz und krankheit jedoch bekräftigen meinen blick auf das hier und jetzt. sie lassen mich das vergangene und das zukünftige wertschätzen. sie zeigen mir, dass wir aufeinander aufpassen müssen, dass wir nichts verpassen dürfen - seien es
ein danke oder
ein gemeinsam verbrachter moment oder
ein anregendes gespräch,
gemeinsames lachen oder auch
gemeinsam geweinte tränen.
unser ganz persönliches jahr in bildern
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